Knochen, ein Material das normalerweise bedenkenlos weggeworfen wird, wird hier zum neuen Fokus im Design.
In unserer Gesellschaft,die in erster Linie eine fleischessende Esskultur hat, gibt es Unmengen an Knochen, die leicht verfügbar sein könnten. Ein Paradebeispiel dafür ist der Schweinekonsum in Deutschland. Allein in einem Jahr werden ca.60 Millionen Schweine für ihr Fleisch geschlachtet, das sind im Schnitt 114 Schweine pro Minute oder rund 30.894 Schweineknochen pro Minute, die entsorgt werden.
Die Intention dieses Projektes war es, das mögliche jedoch verborgene Potential in Knochen als verarbeitbares Material für die Herstellung von Produkten oder als Werkzeug freizulegen.Gibt es einen sinnvollen Weg, diese Tierknochen zu verwenden, die normalerweise einfach weggeworfen würden? Wie können wir als Designer diese Tierknochen wiederverwenden? Welche Methoden und Techniken müssten wir anwenden, um diese Knochen in einem Kunstwerk oder Design zu bearbeiten oder zu manipulieren?
Derzeit gibt es nur wenige Möglichkeiten mit Tierknochen zu arbeiten. Eine Möglichkeit ist es aus ihnen Knochenplatten oder bretter zu erstellen. Je nach Bearbeitungsmethode können so Knochenteile in ihrer ursprünglichen Form sichtbar werden oder zu einer homogenen Oberfläche gebunden werden. Besonder interessant hierbei ist das die Platten nur aus einzelnen komponenten des Knochen selbst bestehen. So wird aus dem Kollagen der Knochenmarks der Klebstoff gewonnen der die anderen Knochenbestandteile zusammen hält. je nach größe und Verhältnis dieser Komponenten entstehen so transluzente, leicht flexible, sehr feste oder blickdichte Materialien.
Materialproben der Knochenplatten können in der Materialbibliothek der Burg Giebichenstein (https://www.burg-halle.de/) in Halle-Salle und in der Materialbibliothek Raumprobe ( https://www.raumprobe.com/de ) in Stuttgart getestet werden.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Chemie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
In gemeinsamen Experimenten entstanden verschiedene Methoden und Techniken um den besten Weg zur Nutzung der strukturellen Charakteristik der Knochen und ihrer mechanischen Eigenschaften zu finden. Einige der Knochen wurden mechanisch verändert, während andere durch den Einsatz verschiedener Chemikalien modifiziert wurden. Ein Hauptanliegen des projektes war es ein ein Verfahren zu entwickeln, um Knochen zu biegen und in eine neue Form zu härten. Dies ist theoretisch sogar mit Knochen von größeren Tieren mit einer sehr komplexen Knochenstruktur möglich, aber in der Praxis schwer zu bewerkstelligen. Zur Hervorhebung von potentiellen Anwendungsfeldern der herausragenden Eigenschaften von Knochen, wie ihre stabilität gegenüber Stößen und ihrer leichten flexibilität trotz ihrer massiven Härte, wurden Knieschoner als Schutzbekleidung für den Sport entwickelt. Gerade in diesem bereich besteht die Sport Schutzausrüstungen aus synthetischem Material, das brechen kann und am Ende nicht mehr wirklich schützt. Das neue Material bietet hierzu eine bessere und umweltfreundlichere Alternative.
Teil des Kostümdesigns der Oper "Everything you can think of is true" von Cora Stolper
Die Bone Crowns sind ein Auszug aus einer Serie von Designobjekten, die auf unterschiedliche Weise mit Knochen arbeiten und mögliche Anwendungen aufzeigen. Als Kronen der roten Königinnen waren sie Teil des Kostümdesigns und der Szenografie in der Oper “Everything you can think of is true” von Cora Stolper.
Die drei Kopfbedeckungen sind aus Schweine- und Rinderknochen gefertigt. Die Kronen beschäftigen sich mit der Symbolik der Knochen - Macht, Stolz und Unsterblichkeit.